Wenig wahrgenommenes Berufsbild steht beim Aktionstag im Mittelpunkt

25.04.2024 – RAVENSBURG : Dass unsere Bevölkerung ein buntes und lebendiges Bild abgibt, daran sind maßgeblich auch Fachkräfte der Heilerziehungspflege beteiligt. Sie ermöglichen etwa Menschen mit geistigen oder psychischen Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Deshalb machten Lehrkräfte und Auszubildende des Instituts für Soziale Berufe (IfSB) Ravensburg am bundesweiten Aktionstag auf dem Ravensburger Marienplatz auf ihre wichtigen Aufgaben und ihre Forderungen aufmerksam. Aufgerufen hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Ausbildungsstätten für Heilerziehungspflege in Deutschland e. V. – kurz BAG HEP.

Im Schatten anderer Berufszweige

Turbulentes Aprilwetter, ein Stand mit Banner und Infomaterial sowie ein farbiges Lotterierad. Drumherum eine Traube von Frauen und Männern aller Couleur: jünger und älter, mit und ohne Einschränkungen. Mit am Stand war auch Karin Henning, Schulleitung Heilerziehungspflege und Heilerziehungsassistenz am IfSB, die schilderte, dass manche Besucher vom Beruf der Heilerziehungspflege noch nie gehört haben. Andere würden ihn mit dem Berufsfeld Pflege verwechseln. Zwar sind diese zwei Einschätzungen nicht repräsentativ, deuten aber tendenziell auf die Wahrnehmung in der Bevölkerung hin. Karin Henning ergänzt außerdem: „Bei öffentlichen Kampagnen stehen Pflegekräfte und die Erzieher im Fokus.“ Die Heilerziehungspflege falle dabei meist unter den Tisch.

Wichtige Akteure bei der Teilhabe

Dabei spielen die Fachkräfte der Heilerziehungspflege eine entscheidende Rolle für eine inklusive und bunte Gesellschaft und bei der Umsetzung der von Deutschland 2009 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention und dem daraus entstandenen Bundesteilhabegesetz (BTHG). Sie begleiten, fördern und befähigen Menschen mit Behinderungen, damit sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Für ihre Aufgaben werden sie in der dreijährigen Ausbildung der Heilerziehungspflege fit gemacht, die unter anderem vom IfSB angeboten wird und aus Wechsel von Schule und Praxis besteht. Mit dem Abschluss stehen viele interessante Möglichkeiten für den Berufsweg offen.

Das Bild zeigt viele Menschen. Manche Menschen haben eine Behinderung und fahren mit dem Rollstuhl. Sie unterhalten sich.
Das Bild zeigt Karin Henning und Frank Amann. Sie sind Lehrer an der Fachschule für Heilerziehungspflege. Auf dem Bild sind auch drei Menschen, die in der Stiftung Liebenau leben

Mehr Wertschätzung gefordert

Wie andere soziale Berufe sieht sich auch die Heilerziehungspflege vor akuten Herausforderungen. In den kommenden Jahren gehen überproportional viele Mitarbeitende in den Ruhestand. „Interessierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten müssen oft sehr hohe bürokratische Hürden überwinden“, erklärt Frank Amann, der stellvertretende Schulleiter Heilerziehungspflege und Heilerziehungsassistenz am IfSB.

In einem Positionspapier, das den bundesweiten Aktionstag flankierte und federführend von der Landesarbeitsgemeinschaft – LAG HEP – auch an politische Entscheider verschickt wurde, wird unter anderem gefordert, dass an allgemeinbildenden Schulen, aber auch bei Arbeitgebern und dem Jobcenter mehr über den Berufszweig informiert wird. Bundesweite Kampagnen von Seiten der Politik könnten für mehr Anerkennung und Wertschätzung sorgen. Neben der Entbürokratisierung für die Zugänge von Menschen aus anderen Ländern wäre die Schulgeldfreiheit eine weitere Maßnahme, um die angespannte Situation um Nachwuchs zu mindern.

Wir haben gefeiert:
50 Jahre Institut für Soziale Berufe
1972–2022