Studierende unterschiedlicher Nationen im Gespräch

Absolventinnen und Absolventen: fast die ganze Welt im IfSB

27.07.2023 – RAVENSBURG/BAD WURZACH/WANGEN-ISNY/ULM: Hätten Sie’s gewusst? Welcher Kontinent ist am Institut für Soziale Berufe (IfSB) nicht vertreten? Richtig! Australien. Dies ist sicher der großen Entfernung, aber auch dem relativen Wohlstand dort geschuldet. Alle anderen vier Kontinente werden von Auszubildenden, Schülern und Studierenden am IfSB vertreten. Sie leben heute nicht mehr in Ecuador, Kenia oder Vietnam, sondern in Bad Waldsee, Sigmaringen oder Burgau. In diesem Jahr haben 685 Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildung in den Bereichen Erziehung, Teilhabe und Pflege an den Standorten Ravensburg, Bad Wurzach, Wangen/Isny und Ulm absolviert und können künftig den angespannten Arbeitsmarkt im sozialen Bereich unterstützen. 135 von ihnen stammen ursprünglich nicht aus Deutschland.

135 Absolvierende über alle Fachbereiche

Fast naheliegend ist, dass besonders stark die osteuropäischen Nachbar- und EU-Länder wie Polen, Ungarn, Rumänien, Kroatien und der Kosovo in manchen Berufsfeldern vertreten sind. Im Altenpflegehelferinnen-Kurs in Ravensburg sind in diesem Jahr acht Absolvierende. Zwei von ihnen kommen aus Deutschland, die anderen aus den genannten Nationen. Im Altenpflegehelferkurs mit Intensiv-Deutschkurs in Ravensburg stammen die neun Auszubildenden aus acht Nationen. Während drei ihr Geburtsland in Osteuropa haben, ist für die anderen Afrika der Heimatkontinent. Im Bereich der Heilerziehungspflege haben 121 Personen im Einzugsgebiet Ravensburg und Bad Wurzach erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen. 29 von ihnen kommen zum Beispiel aus Chile, dem Benin, Togo, Nepal oder der Ukraine.

Gute Grundlage bieten

Für viele der zugewanderten Absolventinnen und Absolventen bedeutet der Abschluss ihrer Ausbildung, ihre berufliche und persönliche Zukunft hier auf solide Beine stellen zu können. Zumal ihnen der Arbeitsmarkt langfristig gute Chancen bietet. Dafür haben sie ihr Zuhause aufgegeben und ihre Familien verlassen. Unsere Gesellschaft ist gut beraten, ihnen im Gegenzug eine Chance zu bieten, sich integrieren zu können. Eine nicht unerhebliche Rolle fällt dabei den beruflichen Schulen zu. Für das IfSB als Fachschule im sozialen Bereich bedeutet die Begleitung und die Betreuung von Studierenden mit Migrationshintergrund eine Aufgabe in verschiedener Hinsicht. Einerseits sollen sie sich persönlich hier angenommen fühlen. „Allein mit der Vermittlung der Sprache ist es dabei nicht getan“, erklärt Tom Dickmann, Geschäftsführer des IfSB. Vielmehr gelte es, den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unser Kultur- sowie unser Demokratieverständnis zu vermitteln.

Demokratische Maßstäbe in der Pädagogik

Bewusst wird die Tragweite einer gelingenden Integration von zugewanderten Menschen vor allem im Bereich Erziehung, wo die künftigen Fachkräfte als Multiplikatoren fungieren. Hier ist der Anteil der ausländischen angehenden Fachkräfte bislang noch am geringsten. In der Praxisintegrierten Ausbildung der Erzieher (PIA) und in der Vollzeitausbildung Erziehung waren unter den 124 Absolventinnen unter anderem zwölf Frauen aus Syrien, Rumänien, Vietnam, Kolumbien, Russland. Eine umfassende Aufgabe für Lehreinrichtungen wie dem IfSB ist es, ihnen unsere demokratischen Werte zu vermitteln. Denn das Verständnis für unser gesellschaftliches und freiheitliches Zusammenleben, das sie als Fachkraft etwa im Kindergarten weitergeben, begleitet die kleinen Mitbürgerinnen und Mitbürger ihr ganzes späteres Leben.

Aufgaben brauchen Unterstützung der Politik

Die Politik muss sich der großen Tragweite einer gelingenden integrativen Begleitung bewusst sein. Das IfSB nimmt sich neben der fachspezifischen Lehre diesen integrativen Aufgaben gerne an. So wurden zum Beispiel während der Pandemie Lernpatenschaften unter den Auszubildenden angeregt und begleitet, damit das digitale Lernen keine unüberwindbare Barriere darstellt. „Die Begleitung von zugewanderten Studierenden ist aber ein nicht zu unterschätzender Aufwand für eine Bildungseinrichtung“, so Dickmann. Er und sein Kollegium erwarten von der Politik noch mehr Unterstützung, um diese bewältigen zu können. Hilfreich wären für das Kollegium zusätzliche Stunden, um in kleineren Klassen differenziert und herkunftsorientiert unterrichten zu können. Auch die umfassende individuelle Beratung leisten die Lehrkräfte bislang neben ihrer Lehrtätigkeit.

Mit Hilfe einer Schulsozialarbeiterin oder eines Schulpsychologen könnten Studierende auch schwierige Lebensumstände oder negative Erfahrungen besser verarbeiten. Aber an diesem Punkt sind Privatschulen aktuell noch gänzlich ausgenommen von der staatlichen Förderung.

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